



Spass hatten wir auch an den Kurtas, cor allem an der überdimensionalen Hose (Fotos nur für Erwachsene :-)



...diesmal hat's mich nach Singapur verschlagen und ich hoffe, dass ich euch ueber diesen Blog dann und wann ein paar News und Fotos zeigen kann...viel Spass
Silberne Schrift (Sanskrit): "May the light shine upon your studies"
1. dunkle Schrift (Hindi) und 2. dunkle Schrift (Kannada): "Indian Institute of Management"
Nachdem ich mich nun einigermassen auf dem Campus eingelebt habe, möchte ich euch allen natürlich nicht vorenthalten, wie so ein typischer indischer Studentenalltag aussieht. Das schwierige an solch einer Beschreibung ist jedoch, wo damit wirklich angefangen werden soll. Denn die Grenze zwischen Tagesanfang und Tagesende ist fliessend und so kommt es oft vor, dass ich morgens um 7 Uhr noch die letzten indischen Studenten antreffe, die - neeeiiin, nicht nach einer durchzächten Nacht!! - die ganze Nacht an irgendwelchen Präsentationen oder Papers gearbeitet haben und wir zur selben Zeit die Zähne putzen, die einen zum Schlafen gehen, ich jedoch um den noch jungen Tag in Angriff zu nehmen. Spätestens hier stellt sich nun die Frage, welcher Tagesablauf für euch spannender ist: meiner oder der indische? :-) hmm, also zuerst der indische: ich glaube, bin mir da nicht 100%ig sicher, der typische indische Student schläft dann so bis gegen Mittag (auch wenn er „schon“ morgens um 3 uhr ins Bett ging, was auch keine Seltenheit ist) und geht dann erstmals essen. Essen ist in Indien sehr wichtig, mitunter neben der Religion wohl die zweiwichtigste Tätigkeit des Inders überhaupt. Und so ist es nicht sonderlich erstaunlich, dass hier an der Uni während 24 Stunden 7 Tage die Woche etwas gegessen und getrunken werden kann:
Matthias (Dt) und ich beim Mittagessen...täglich Reis, Roti/Tchapati (indisches Fladenbrot), scharfe curries aller Art und dann und wann leckere Wassermelonen, Ananas oder Papaya
Zurück zum indischen Studentenalltag: Irgendwann am Nachmittag haben die Inder Vorlesungen und natürlich gibt’s zwischendurch immer wieder was zu naschen oder einen Tchai zu tinken und nach dem Nachtessen gehen die Inder wieder ans Studieren oder einen Film schauen. Zwischendurch wird noch Sport getrieben – zu meinem Erstaunen hört man dann um 23:30 Uhr Sätze wie „we go for some Kricket, do you wanna join us?“ oder nach meiner verdutzter Miene „what’s up? Do you want to play some Tsepak (eine Art Volleyball ohne Hände, sondern nur mit Füssen) with us?“. Ihr seht also, die Inder sind wirklich sehr nachtaktiv – natürlich nicht alle, aber ein grosser Teil davon schon. Und während sich unsereins dann gegen Mitternacht aufs (harte) Bett freut, studieren viele Inder wieder bis tief in die Nacht hinein…
"morgens halb zwei in indien" (sieh Wecker)
Diesem Rhythmus kann ich mich natürlich nicht ganz entziehen und so war ich vor allem am Anfang (also noch so vor einer Woche) immer wieder zwischen dem indischen Rhythmus und meinem eigenen hin -und hergerissen: Ich war bis morgens um 2 Uhr mit den Indern unterwegs und bin dann um 7 Uhr brav wieder aufgestanden, habe die morgens die Vorlesungen besucht und bin nachmittags in die Stadt gefahren um zu shoppen (wahrscheinlich wird dann zum Thema „Shopping in Bangalore/Indien“ auch noch ein Eintrag publiziert). Abends bin ich todmüde wieder zum Campus zurückgekehrt und war natürlich zu faul um noch was für die Uni zu tun…nun gut, die erste Woche ging das noch gut, aber jetzt in der zweiten Woche wird schon mächtig was von uns Studenten verlangt und so habe ich meinen Tagesrhythmus radikal geändert:
Um 6:15 Uhr habe ich mir fest vorgenommen zum Yoga zu gehen (und habe das auch schon 2 mal geschafft: Erfolgsquote 100%, immerhin hab ich mich erst vorgestern dazu entschieden J), wo ich nach einer Stunde Dehn- und Atemübungen um 7:30 Uhr zum Morgenessen gehe und dann spätestens um 8 Uhr entweder im Vorlesungssaal oder im Zimmer am Bürotisch sitze. Der Tag verfliegt mit Lesen, Vorlesungen und Internet rasant schnell und abends wird möglichst früh gegessen, damit ich mich noch auf den „Hindi-Unterricht“ vorbereiten kann, der um 22:00 Uhr (! Bis Mitternacht) beginnt. Joint-Venture-mässig bringen Matthias und ich hier einem Inder Deutsch bei und dieser uns Hindi. Dann um Mitternacht das letzte Mal die Mailbox checken und friedlich eindösen…
my room: J-201
da war ich nun, in der "city of gardens" oder "airconditioned city", genannt bangalore. mit 6.2 mio einwohnern eine relativ kleine stadt mit sehr moderner infrastruktur. nach massiven staatlichen förderinitiativen und des angenehmen klimas haben sich hier viele internationale software-firmen niedergelassen.
obwohl ich indien bereits als land der gegensätze kennnen gelernt habe, sind gerade deshalb hier in Bangalore die unterschiede zwischen arm und reich so frappand: von slums gesäumte strassen und dann und wann wieder ein umzäunter funkelnder riesenpalast irgend eines internationalen konzerns – krasser könnten die gegensätze kaum sein:
fährt man vom stadtzentrum richtung süden zu unserer universität (IIMB) wechseln sich diese bilder im fünfminuten-takt ab und irgendwann einmal steht man erneut vor einem kleinen palast, ja geradezu einer kleinen festung inmitten des chaotischen, dreckigen, stinkenden schicksalshaften indischen alltags: das eingangstor unserer burg, unseres "goldenen käfigs" wie ich unseren campus gerne zu nennen pflege:
erst wenn wir das bewachte eingangstor passieren und langsam richtung campuszentrum fahren oder laufen, gerät der indische alltag in vergessenheit, der lärm der strasse verstummt langsam, die luft wird wieder angenehm frisch, das elend ausserhalb des campus kann für kurze zeit verdrängt werden...kurz gesagt, wir treten in einen neue welt, eine künstlich konstruierte, sterile, nicht-indische wenn auch fürs studieren angenehme welt: die welt des IIMB-campus: ein riesiges gelände an tropisch anmutenden bäumen, farbige blumen und sträuchern, grünen wiesen und dann und wann wieder ein architektonisch aufwändig erstelltes campusgebäude:
...in den nächsten einträgen werdet ihr was über das leben auf dem campus erfahren, natürlich wie immer mit einigen fotos...
…also weiss ich jetzt eigentlich gar nicht so richtig mit was für einem thema ich diesen post beginnen möchte…hmm, ich glaube das taj mahal ist immer ein guter anfang für indien:
das wahrzeichen schlechthin für lebenslange liebe und ein sinnbild sondergleichen für die herausragende architektonische meisterleistung des grossmoguls Shah Jahan im gedenken an seine 2. frau Mumtanz Mahal welches zum UNESCO Weltnaturerbe gehört. für mich das wohl schönste mausoleum und obwohl ich ja bereits letztes jahr hier war konnte ich einfach nicht widerstehen, nochmals herzukommen. Also machte ich mich am Sonntag morgen ziemlich früh (4:30 am) auf den weg zum bahnhof in Dehli wo mein zug um 7:15 am nach Agra abfuhr. Nach 4h fragen beantworten wie :
„where are you from?“
„I am from
“ ah, Swissrl…, very beautiful country !”
“what’s you name?”,
“are you married?”,
“do you have children?”
kam ich dann endlich in Agra an und machte mich auf dem weg ein guest house zu finden, da ich dieses jahr am montag den sonnenaufgang beim Taj Mahal sehen wollte. den sonntag nachmittag verbrachte ich mit ausruhen und herumlungern in den gassen und märkten Agras. zufälligerweise fand gerade ein hinduistisches "festival" statt: durch die engen gassen der altstadt schlängelten sich unmassen von menschen in bunten gewändern, einige davon musizierend, begleitet von wagen (etwa vergleichbar wie fasnachtsumzüge im wallis :-) und angeführt von kamelen. all dies kombiniert mit lauter kitschiger indischer musik, dann und wann wieder ein wagen mit dem abbild einer speziellen göttin oder gottes oder heiligen kühen:
abends dann genoss ich die aussicht von der dachterasse meines guest houses:
äffchen und affen wo hin das auge reicht...so viel zum thema sauberes duschwasser :-)
montags morgens rüttelte mich der wecker bereits um 5 uhr aus meinen sanften indischen träumen und ich machte mich gleich auf den weg zum taj mahal, immerhin wollte ich rechtzeitig da sein. glücklicherweis war ich an diesem montag der erste tourist und so hatte ich das taj "ganz allein für mich" ;-)
hier noch ein paar weitere fotos zum schwärmen:
"pietra dura" (marmor mit eingearbeiteten edel- und halbedelsteinen)
eingangshalle zur moschee
nach all den eindrücken gings am montag nachmittag wieder nach Dehli zurück. diesmal dauerte die reise aber sagenhafte holprige 7 stunden!! und nach einer sehr kurzen nacht mit nur 4h schlaf begleitete ich Amit's mutter am nächten morgen um 4:30 in den tempel, wo zeuge sein durfte von 1.5h rituallen gesanges, gesten und wildem glockenleuten und trommelrhythmen...irgendwie war das ein kurzes eintauchen in eine welt, die weit weg von unserer scheint, insbesondere deswegen, weil ich keine blasse habe, was all die Rituale zu bedeuten haben...
die details über die 34 stündige zugfahrt von Dehli nach Bangalore möchte ich euch gerne ersparen, nicht aber, dass ich zum ersten mal in indien in einem klimatisierten zug unterwegs war (natürlich nur, weil ich nicht wollte, dass meine leckere schweizer schokolade schmelzen würde:-)